Forschungsfragen zum Bloggen: „Schlechte Zeiten, gute Posts“?

Auf welche Fragen hätte man in der Unternehmenspraxis gerne eine Antwort, bevor man mit Social-Software-Anwendungen neue Wege einschlägt? Dies ist eine Frage nach praxisrelevanten Forschungsfragen und sie ist selbst eine solche. In der Wissenschaft wird bei der Begutachtung von Forschungsprojekten die „Originalität der Forschungsfrage“ gewürdigt. Nur wie lässt man sich inspirieren? Vielleicht von einem Museumsbesuch im Zürcher Strauhof. Dort gibt es bis 2. März eine Ausstellung „Tagebücher – Das gespiegelte Ich“.

Pressebild zur Ausstellung “Tagebücher - Das gespiegelte Ich”, Museum Strauhof, ZürichEine der dort aufgeworfenen Fragen lautet „Warum führen so viele Schriftsteller in schlechten Zeiten ein Journal, während sie in guten Tagen darauf pfeifen?“ Da kommt mir angeregt vom Titel des heutigen FAZ-Artikels „Schlechte Zeiten, gute Seiten“ der Gedanke in den Sinn, ob das wohl auch für die moderne Form der persönlichen Journale gilt: Posten Blogger mehr und bessere Beiträge, wenn sie oder ihre Unternehmen schlechte oder gute Zeiten haben? „Schlecht gelaunte Kunden, viele Posts im Produkteblog“? Mit welcher Untersuchungsmethode käme man darüber zu Erkenntnissen? Und was könnte man daraus für die Anwendung in Unternehmen schliessen? Klingt originell, aber interessiert das jemanden? Helfen Sie doch mit bei der Zusammenstellung von relevanten Forschungsfragen, es dürfen auch originelle darunter sein.

6 Kommentare zu diesem Artikel


  1. Dr. Andreas von der Eltz schrieb:

    Wenn ich die Frage umformuliere und frage:“ Können wir es uns eigentlich heute noch leisten, die Netzwerke in unseren Firmen und bei unseren Kunden nicht zu kennen?“, dann geht es um die soziale Kompetenz und nicht um Technologie.
    Was uns das Internet zeigt, sind technologische Momentaufnahmen, die oft rein zufällig zum Massengeschmack avancierten und relativ ungeplant auch wieder in der Schublade verschwinden.
    Solange sich die etablierten Netzwerke fast ausnahmslos nur mit Freunden und Business (Was ist denn das konkret?) befassen und mit techologischen Spielzeugen die Akzeptanz testen, so lange sind wir noch nicht auf dem Gipel der Bewegung angekommen.

    Sehen Sie es als ein Mega-Puzzle, wo einige interessante Puzzlesteinchen schon bekannt sind aber andere noch die nötige Form brauchen. Macht ein Blog allein schon eine Community und sind Wikis bereits „Wissensmanagement“?
    Wir sind gerade erst am Beginn einer neuen Kommunikationsaera: authentisch, werthaltig und weltumspannend.
    Für innovative Unternehmen ist jetzt die beste Zeit, die eigenen Synergien zu erkennen und endlich zu nutzen. Die Netzwerke sind bereits da – nur kennt sie keiner!
    Viele Grüße
    Andreas von der Eltz
    http://www.crm-netzwerk.biz

  2. Andrea Back schrieb:

    Es geht um Kompetenz und Rahmenbedingungen, wenn es um die Nutzung der neuen Möglichkeiten im Unternehmensumfeld geht! Da stimme ich Ihnen zu. Also ist es doch auch eine Gestaltungsaufgabe, selbst wenn man die Web 2.0 Bewegung als „Selbstläufer der Technologie“ wahrnimmt.
    Sind Ihre Fragen solche, von denen man sich mit Hilfe der Wissenschaft eine Antwort erwartet?
    – Wie misst man, ob ein Blog bereits eine Community ist?
    – Welches Wiki hat das Prädikat „Wissensmanagement“ verdient, und warum?

    Sind das rein akademische Fragen, oder für wen in der Unternehmenspraxis sehen Sie Antworten darauf oder Orientierung dazu als wichtig und eilig an (ganz nach Eisenhower-Matrix)?

  3. Dr. Andreas von der Eltz schrieb:

    Ein Blog kann defacto nie eine Community werden, da in einem Blog typischerweise Einer die Thesen aufstellt und die Masse nur kommentieren darf.
    Bei einer Community muss es zu echter multilateraler Kommunikation und Handlungen kommen.
    Wenn ein Wiki in die Nähe von Wissensmanagement kommt, wie es aus meiner Sicht definiert ist, dann ist das die Wikipedia. Allerdings fehlt dort die Authentizität der Autoren und die Vernetzung, d.h. so lange sich alle hinter Nicknames verstecken, sind auch Expertengremien nicht „wissenssicher“ ;-).

    Für wen in der Unternehmenspraxis ist das nun wichtig und eilig?
    Das ist bei Weitem keine akademische Frage oder ein rein akademisches Ziel.
    Für jede Firma ab 50 Mitarbeiter (Größenordnung) stellt sich früher oder später die Frage, wer sind die Experten – wo sind die Säulen des Unternehmens?
    Jede Unternehmenskommunikation, die ihren Job erst nimmt, sollte an „Wissens-Communites“ interessiert sein. Diejenigen, die glauben, Wissensmanagement mit Dokumentenmangement Systemen „verwalten“ zu können, sehen die glücklosen Anstrengungen wirkungslos verpuffen.
    Wir werden in den nächsten Jahren erleben, wie echte Wissenscommunities im Web heranwachsen und wie ungezwungen dort auch heiße politische Themen angegangen werden. Vielleicht bildet sich daraus ja auch eine völlig neue politische Landschaft.
    Unternehmen, die die Synergien im eigenen Haus nutzen wollen, um sich zukunftssicher aufzustellen, kommen an hausinternen Wissens-Communites nicht vorbei.
    Bis jetzt wachsen diese wichtigen Pflänzchen nur in Nischen – aber es gibt sie!
    Haben Sie Interesse, eine Wissensmanagement Community wach zu küssen?, dann melden Sie sich doch einfach mal bei mir.
    Viele Grüße aus Frankfurt am Main
    Andreas von der Eltz

  4. Andrea Back schrieb:

    Das liest sich sehr schwungvoll und optimistisch, was Sie über die Zukunft der Wissenscommunities in Unternehmen schreiben. Ich bin auch eine die das so sieht! Viele Wissens-Community-Manager haben jedoch ihre Aufgabe, ihre „Rolle“, d.h. Wertschätzung und Ressourcen verloren, das zu tun, woran sie glauben. Insofern ist der Kultur- und Wertewandel noch nicht geschafft.
    Ob ich eine WM-Community wachküssen will? Das ist ja eine ganz neue Perspektive!! Ist es nicht der Prinz, der die schlafende Schöne in den Dornen wachküsst? Aber da gibt es ja auch noch die Prinzessin, die küsste einen Frosch – nicht wahr? (Denken die meisten – aber sie wirft ihn doch an die Wand, damit der Prinz zum Vorschein kommen kann – oder?). Ich melde mich also gerne, um mit Ihnen die richtige „Methode“ zum Happy-End für Wissenscommunities zu diskutieren.

  5. Andrea Back schrieb:

    Ein Nachtrag. Dieses Zitat fand ich bei http://www.das-netzbuch.de/article/2300/coined-the-term-weblog-never-made-a-dime, während ich nach mehr Infos zu dem Erfinder des Wortes „Weblog“ gesucht habe:

    „Barger erfand im Jahre 1994 auch das, unter veränderten Vorzeichen (Weblog statt Usenet), noch heute gültige Inverse Law of Usenet Bandwidth: »The more interesting your life becomes, the less you post… and vice versa.«“

  6. Andreas von der Eltz schrieb:

    >>The more interesting your life becomes, the less you post… and vice versa<<

    Ein interessantes Statement, was aus meiner Sicht aber nicht so generalisiert stehen gelassen werden sollte, obwohl viel Wahres daran ist.. :-).

    Es trifft sicher auf das nicht zielgerichtete Posten zu, das Gegacker in den Freundescommunites oder den Studenten- und Business Netzwerken ohne konkrete Ausrichtung.

    Sie werden sehen, nach den Generalisten kommen die Spezialisten…

    So, let’s revise the phrase to:

    The more interesting your life becomes, the more you will have to pay attention, where you post…

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