WissensWert Blog Carnival Nr. 4: Netzwerkeffekt-Erlebnisse

Grafikloge WissensWertIn der Ausgabe 4 des WisssensWert Blog Carnival fragt Martin Lindner nach Urerlebnissen mit dem, was man selbst als Netzwerkeffekt versteht. Wir sind eingeladen zu erzählen, ob und wie wir vernetztes Wissen und Lernen schon erfahren haben.

Ganz entgegen seiner Ermunterung, gleich in die Tasten zu greifen, trage ich diese Frage und Gedanken schon seit Tagen mit mir herum. Das liegt vielleicht daran, dass das Beispiel, welches mir sofort dazu einfiel, so spektakulär ist, dass man derartiges wohl nie selbst erleben wird, weil es ist wie über Nacht zum Star einer Talent Show zu werden. Das Paradebeispiel, auf das ich gerne zur Veranschaulichung des Netzwerkeffekts verweise, ist das Video „Web 2.0 … The machine is us/ing us (über 9 Mio Aufrufe, über 21.000 Bewertungs-Klicks) von Online-Ethnologe Michael Wesch. Er erzählt im Vortrag „An Anthropological Introduction to Youtube“ von der Entstehung dieses Videos und seiner unerwarteten viralen Verbreitung, erzählt wie seine Frau und er den Netzwerk-Effekt in Echtzeit – wie einen spannenden Fernsehkrimi –  im Web mitverfolgt haben.

Nun zu meinen Erlebnissen:

  • Vernetztes Wissen und Lernen: Wie ich mich heute bei der Vorbereitung von Lerninhalten für Vorträge und Kurse durchs Netz hangle, ist nicht zu vergleichen mit der einfachen Suche im Web, mit meiner früheren Arbeitsweise. Das eine Blog, das ich zur Zeit in täglicher E-Mail-Zusammenfassung abonniert habe (die anderen per RSS) – führt mich zu anderen Blogposts, so finde ich Websites, Wissens-Wikis, aufgezeichnete Vorträge. Dass ich selbst Slides auf eine Plattform hochlade, präsentiert mir Leute mit ähnlichen Interessen und wiederum deren Kontakte. Ja, so nehme ich mir Inhalte aus deren Füllhorn, und neulich habe ich auch jemanden angemailt und wir werden uns demnächst persönlich treffen. Auch Twitter-Hinweisen von meiner Follow-Community auf Interessantes gehe ich nach. Da sammle ich also die Früchte ein, lege sie in meine verschiedenen digitalen Regalfächer, wo sie der Weiterverwendung harren. Zunehmend merke ich übrigens, dass diese Art des Umgangs, wie ein lebendiges Mindmap zu arbeiten, keineswegs allgemein üblich ist – auch nicht unter Studierenden im Alter der Net Generation. Nein, das ist es nicht, denn mit Überraschung aber oft auch bassem Erstaunen muss ich feststellen, dass ich mit meiner Art und Weise, dem Netz relevante Infos und Wissen zu entlocken, vielen Studierenden weit voraus bin. Das sehe ich oft mit Enttäuschung: Früher habe ich von Studierenden, die Projekt- und Bachelorarbeiten geschrieben haben, zu ihrem Thema viel aus ihrer Arbeit gelernt, heute bekomme ich in manchen Fällen über ein paar gezielten Netz-Recherchen mehr „Substanz“ und Aktuelles.
  • Funken springen über: Neulich kam eine direkte „Twitter-Nachricht“ bei mir rein. Ein Kollege an einer anderen Hochschule liess mich wissen: „Andrea, gerade zeigt eine meiner Studentinnen in ihrer Präsentation eines deiner Vlog-Interviews“. Ein kleiner Funke, aber durchaus ein grosses Erlebnis für einen Hochschullehrer: Dass da noch andere da draussen mit dem eigenen Lehrstoff arbeiten, und man es sogar noch live erfährt, das motiviert und schürt das innere Feuer, damit weiter zu machen.
  • Ungeduld: Netzwerkeffekte brauchen Geduld, sich zu entfalten. Wenn mir Blogger Ajit Jaokar (Vlog Serie Futuretext) nicht gesagt hätte, dass voraussichtlich die ersten sechs Monate, in denen man ein Blog neu anfängt, gar nichts passiert, hätte ich vielleicht zu früh geglaubt, da tut sich nichts mit Netzwerkeffekt. Und Geduld braucht man auch mit seinem Umfeld, mit denen, die noch keinen Fuss in diese vernetzte Welt gesetzt haben. Wie lange wird es dauern, bis diese Leute nicht mehr „Kabel, Computer und Technik“ denken, wenn sie Netzwerk hören? Wann wird auch denen bewusst sein, dass die Zeiten als man noch von Mensch-Maschine-Schnittstelle redete vorbei sind, denn das Web ist ja zu einer Mensch-Mensch-Schnittstelle geworden, so ähnlich wie ja M. Wesch sagte: „The Machine is Us/ing Us„.

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