Jetzt erhältlich – Grundlagen, Fallstudien und Trends zum Einsatz von Social Software (Web 2.0 in der Unternehmenspraxis)

Buch: Web 2.0 in der Unternehmenspraxis

Das bewährte Medium „Buch“ ist immer noch sehr beliebt, so dass ich vor einem Jahr „Mitstreiter“ zu einem Buch-Workshop im idyllischen Appenzell zusammengerufen habe. Das Ergebnis der dort begründeten Zusammenarbeit von Autoren aus Unternehmen und Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist seit wenigen Tagen erhältlich: Web 2.0 in der Unternehmenspraxis (Herausgegeben von: Back A.; Gronau, N.; Tochtermann, K.).

Alle Mitwirkenden haben besonders gespannt darauf gewartet, kam es doch zu einer äusserst seltenen Begebenheit: Schon vor einigen Wochen hielten wir frisch gedruckte Exemplare in Händen. Diese ganze Auflage wurde jedoch vom Verlag zurückgerufen; nicht etwa weil sie „gefährlich“ war oder unbrauchbar – nein! In der Druckproduktion hatte sich ein Fehler eingeschlichen, durch den das Kapitel 1.1. ungerechtfertigt ins Rampenlicht gerückt wurde. Ob diese Kuriositäten-Exemplare auch einmal besonders wertvoll werden, so wie Fehldrucke bei Briefmarken wie der Blauen Mauritius? Das kann ich nicht versprechen, nur dass ich drei Exemplare dieser Kuriosität gerne abgebe, als „Danke“ an drei Personen, die „etwas Wertvolles“ für die am Thema Business20 / Enterprise 2.0 interessierte Community getan haben. Was? Das ist Ihrer Fantasie überlassen, melden Sie sich einfach bei mir, und ich gebe Bescheid, ob Sie ein Exemplar in Ihrer Post erwarten dürfen.

PS: Hier in den Büros wird diese Tage auch das Amazon-Verkaufsranking verfolgt, fast so wie Börsenkurse, denn das ändert sich ja in Echtzeit: Gestern um 15 Uhr war das Buch sogar einmal „Nummer 1“ im Verkaufsrang von Fachbüchern für Wirtschaftsinformatik.

Denkfalle: „Fallstudien, die älter als ein Jahr sind, braucht keiner“

Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen (IWI-HSG) betreibt schon seit einigen Jahren intensiv Fallstudienforschung. In diesem Zusammenhang haben wir kürzlich mit verschiedenen Personen aus Anspruchsgruppen, die an Business-2.0-Fallstudien interessiert sind, Interviews über deren konkrete Anforderungen geführt. Neben vielen Kriterien wie hohe Qualität und Innovativität, Vergleichbarkeit und eine kritische Anzahl von Fallstudien wurde auch eine hohe Aktualität der Fallstudien betont: „Alles was bereits über ein Jahr zurück liegt, ist in der schnellebigen Welt des Business 2.0 wahrscheinlich nicht mehr so interessant“ war die Aussage eines Interviewpartners, die mich stutzig werden lies und zu folgender Erwiderung bewog:

Dazu ein kurzer AusFLUG in die Wissenschaft: Schon die 1979 postulierte Reifestufentheorie von Richard L. Nolan (Stage Theory) verweist auf die verschiedenen Entwicklungsstufen eines Unternehmens hinsichtlich Informationstechnologie (siehe Abbildung). So dient dieses Modell Unternehmen zum einen als Handlungsanleitung zur weiteren Entwicklung, aber auch zur Identifikation der eigenen (Reife-)Stufe. Schnell wird hier klar, dass sich nicht jedes Unternehmen auf gleicher Stufe befinden kann. So sind einige Unternehmen vielleicht noch beim „take-off“, andere aber bereits schon auf der Höhe der möglichen Entwicklung.

Nolan Stage Theory

Hinzu kommt, dass analog der Innovationsforschung für Produktadaption bei Kunden auch Unternehmen unterschiedlich sensitiv auf „externe Veränderungen“, wie Bsp. Web 2.0, reagieren: Es gibt Innovatoren, Frühadaptoren, Nachahmer, etc. Somit kann ein neues Thema für Unternehmen zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten relevant werden. Die nachahmenden Unternehmen haben den Vorteil, von den Erfahrungen der Vorgänger profitieren zu können. Die Fallstudiendatenbank setzt genau an dieser Stelle an und gibt Unternehmen die Möglichkeit von anderen zu lernen. Der Zeitpunkt wann eine Fallstudie aufgenommen wurde spielt somit nicht die Rolle eines Ausschlusskriteriums; wichtig ist, dass der Kontext korrekt und nachvollziehbar beschrieben wurde.

Eine gut dokumentierte Fallstudie beschreibt zunächst anhand einer Vielzahl von Faktoren objektiv den Unternehmenskontext und das Unternehmen selbst. Das ist essentieller Bestandteil, um die Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit zu garantieren. Daraus sollte dann auch ableitbar sein, in welcher Entwicklungsphase sich das Unternehmen befindet und wie seine Entwicklungsdynamik einzuschätzen ist. Wichtig ist auch, dass Fallstudien nicht nur Good oder Best Practices beschreiben, sondern auch Misserfolge, denn aus Fehlern lernt man bekanntlich ebenso wie von Vorbildern.

Ein weiteres Argument für die längerfristige Relevanz von Business-2.0-Fallstudien ist, dass zwar die konkreten Web-2.0-Tools und ihre Softwareversionen kurzlebig sein mögen, dass aber das Wissen, wie die organisatorische Implementierung den Nutzen der Web-2.0-Paradigmen sowie -Konzepte für das Unternehmen erschliesst, langlebig ist.

 

Produktivität von Wissensarbeitern: Seite 99 statt 99%

Heute liegt es erstmals in meiner Hand, zum offiziellen Erscheinungstermin: Das Buch „Web 2.0 in der Unternehmenspraxis“. Auf Seite 99 beginnt der Beitrag zum Thema „Produktivität von Wissensarbeitern“ (14 Seiten). Dieses Thema begleitet mich schon lange – insbesondere mein schlechtes Gewissen – sähe ich doch gerne meine persönliche Arbeitsproduktivität bei 99% der Zielmarke angelangt, statt dass die „99“ die vor mir aufgeschlagene Buchseite ist. Dieser Gedanke ist nun der Auslöser, endlich einen Eintrag auf meiner To-do-Liste anzupacken, um wieder einmal einen Produktivitäts- und Modernisierungsschub in meiner Wissensarbeitspraxis auszulösen.

Im Mai schrieb Marshall Kirkpatrick auf Readwriteweb den Post „5 Tools Everyone Working Online Should Have (IMHO)„. Er ermuntert darin „Several of these tools will deliver huge value to your workday and take less than 10 minutes to set up.“ Unter den Fünfen entdecke ich die personalisierte Suche mit Google, „A Custom Search Engine„, die ich noch nicht eingerichtet habe. Und wenn das in weniger als 10 Minuten geht … (Sie lächeln vielleicht schon).

Hier der Erfahrungsbericht aus meiner Lernwerkstatt, dies in die Tat umzusetzen:

http://www.google.com/cse. Es funktioniert! Für die reine Dateneingabe reichen die 10 Minuten tatsächlich, aber wenn man das Mitdenken mitzählt ist das natürlich eine Milchmädchenrechnung. Ich zumindest habe netto 30 Minuten darauf verwendet, die zu durchsuchenden Websites und Stichworte einzugeben, die mir auf Anhieb eingefallen sind – mit den üblichen Unterbrechungen, Ablenkungen und themenverwandten Nebentätigkeiten (wie die Idee per Mail weiterzuleiten) war ich eine Stunde beschäftigt. Für das systematische Durchforsten meiner verschiedenen Links sowie für die Verfeinerung der Suchbegriffe setze ich nochnmals mindestens 90 Minuten an. Zudem  fallen mir schon weitere Themengebiete und Projekte ein, für die ich CSEs (Custom Search Engines) einrichten möchte. Über den persönlichen ROI kann also erst nach einer Einschwingphase mit Wartungsarbeiten und nach längerer Nutzung berichtet werden. Wenn man die Kommentare zum „5-Tools-Post“ liest, darf man jedoch zuversichtlich einen positiven ROI erwarten.

Es gibt übrigens auch andere Möglichkeiten, als mit Google zu arbeiten und es weiter mit Informationen zu „mästen“, wie es einige inzwischen empfinden. U.a. schlägt Kommentar 11 ein Wikio-Feature vor und Kommentar 13 die Hyperwords Extension für Firefox.

Die 10-Min.-Milchmädchenrechnung fiele noch ungünstiger aus, wenn man die viele Zeit dazurechnet, welche die Gedanken an dieses To-do und dessen Aufschieben gekostet haben. (Mir fehlen hier jetzt ein Emoticon für leicht gequältes Lächeln und eines für gelassenes Lächeln.)

Arbeitspraxis 2.0 – Ein heisses Thema im toten Winkel des Managementinteresses?

Auf Anfrage von Goldwyn Reports, einen Artikel zu „Business 2.0“ zu schreiben, habe ich etwas „zu Papier“ gebracht, das mich schon länger beschäftigt und diesen Titel dafür gewählt: Arbeitspraxis Web-2.0: Die Lernkurve von 1.0 nach 2.x kriegen. Nachdem dieses Essay gut drei Wochen online ist, stellt sich heraus, dass es der meistbesuchte Artikel der Februar-Ausgabe ist.

Kontextfaktoren für die Produktivität der Wissensarbeit

Das war eine Überraschung, denn ich dachte ein „Nischenthema“ gewählt zu haben. Meine Aufmerksamkeit gilt schon länger der Produktivität von Wissensarbeitern in Verbindung mit den Chancen und Herausforderungen, die sich angesichts der rasanten Entwicklung der neuen Arbeitswerkzeuge ergeben. Nur ist die sich ändernde Arbeitspraxis von Wissensarbeitern nicht „hype“ in der Enterprise-2.0-Themensphäre; dieses Thema hat in der Praxis keine spürbare Management-Attention. Etwas provokativ schreibe ich in dem Beitrag, dass es „im toten Winkel des Managementinteresses“ sei. Nun scheint das Thema aber doch nicht so ausserhalb des Bewusstseins zu liegen, nur wie lebendig ist es wirklich? Woran, ausser der Klickrate für den Beitrag, lässt sich die Aufmerksamkeit dafür erkennen?

  • Für mich als Wissenschaftlerin wäre Management-Attention spürbar, wenn von mehreren Seiten das Interesse daran nicht nur geäussert, sondern in die Tat umgesetzt würde, in Doktorand(inn)en zu investieren, die zusammen mit den Betroffenen relevante Ergebnisse für die Managementpraxis erarbeiten und/oder das In-die-Tat-Umsetzen forschend begleiten.
  • Für die Leser ist Management-Attention auf zwei Ebenen spürbar: Einerseits, wenn sie sich selbst Aufmerksamkeit schenken, d.h. im Zuge des Selbstmanagements als Wissensarbeiter etwas Neues anpacken. Andererseits, wenn Organisationseinheiten oder Rollenträger, die mit Managementaufgaben betraut sind, diese Überlegungen in ihr Programm aufnehmen und ein förderliches Umfeld für die Entwicklung der Wissensarbeits-Praxis gestalten.

Also schliesse ich mit der neugierigen Frage: Wer liest diesen Artikel und mit welchem persönlichen Interesse? Welche Pläne und Handlungen lösen diese Überlegungen hier und dort aus?

Bei mir ging und geht das Nachdenken und Ausformulieren weiter: Das Buchkapitel „Social Software zur Steigerung der Produktivität von Wissensarbeitern“ ist geschrieben, und demnächst will ich hier im Blog auch festhalten, wie ich den Aspekt „eCompetence 2.0“ sehe – und keine Sorge, dieses Schlagwort kommt in den Ausführungen dazu gar nicht vor!