Handyromane: Der Hype aus Japan schwappt nach Europa

Lucy_Luder_Teaser von www.handybuecher.deNoch vor ein paar Wochen hat Wikipedia den „Handyroman nicht gekannt. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Handyromane in Japan seit ein paar Jahren ein Hype sind und auch die deutschen Massenmedien über diesen bereits berichtet haben. Als der Begriff in das Wörterbuch aufgenommen wurde, wurde er sogleich zur Löschung vorgeschlagen. Ein Argument war, ein Handyroman sei ja nichts anderes als ein E-Book. Das ist allerdings so nicht richtig, denn der Begriff zielt nicht nur auf das Medium, sondern ebenso auf die Gattung: „Die technischen Beschränkungen – etwa die Größe des Displays – lassen bestimmte literarische Formen entstehen. So sind kurze, einfache Sätze typisch. Dialoge werden tendenziell vermieden oder bestehen wiederum aus knappen Sätzen. Begünstigt werden eine kurz angebundene, präzise Sprache und temporeiche Plots.“ Man erfährt noch einiges mehr und kann nur hoffen, dass der Artikel Bestand hat und nicht dem Nivellierungswahn zum Opfer fällt. Am Ende heisst es: „In Europa gibt es bisher überwiegend klassische Texte für das mobile Endgerät, etwa im Rahmen von Projekt Gutenberg-DE. Einer der wenigen zeitgenössischen Handyromane ist „Lucy Luder und der Mord im studiVZ“ des Schweizer Autors Oliver Bendel.“

Oliver, auch Wissenschaftler, nicht nur Autor, sitzt im selben Flur wie ich, und tatsächlich ist er es gewesen, der mich auf das Thema aufmerksam gemacht hat. Er hat mir auch am Wochenende beim Wandern den Handyroman gezeigt, und siehe da, man kann ihn wirklich lesen, ohne dass einem die Augen herausfallen. Einige Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender haben inzwischen über den Roman berichtet, darunter Wiesbadener Kurier, Südkurier, Frankfurter Neue Presse, punkt.ch, connect und Radio7. Dazu gibt es noch sympathische Blogposts. Oliver ist der Meinung, dass die Sache auch in Europa zum Fliegen kommen kann. Vielleicht wird kein Hype entstehen („Fünf der zehn meistverkauften Romane im Jahr 2007 in Japan waren Handyromane …“), aber sicherlich eine Nische. Im Moment kann er sein Buch nur in Deutschland vertreiben, über einen Premium-SMS-Dienst. Er hofft aber, dass sich in der Schweiz bald eine ähnliche Möglichkeit ergibt. Sogar an neue Serien denkt er, kann aber noch nichts verraten. Der Flurfunk wird es bestimmt bald zu uns tragen.

Bis dahin kann man sich über Websites wie www.handybuecher.de oder www.handyroman.net informieren.

1 Kommentar zu diesem Artikel


  1. Handyromane: Der Hype aus Japan schwappt nach Europa : blog lowerautoinsurance schrieb:

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