Der Zug „Enterprise 2.0“ ist schon lange unterwegs: Cluetrain

Bei der Beschäftigung mit Enterprise 2.0 habe sicher nicht nur ich ab und an “Deja-vu”-Erlebnisse. Ende der 90er Jahre wurde ich duch meinen Doktoranden D. Stoller-Schai auf das Cluetrain-Manifest aufmerksam (warum das so heisst lesen Sie in der Nachbemerkung ´PS´zu diesem Post).

Einer dessen Verfasser, David Weinberger, meldet sich mit aktuellen Veröffentlichungen zu Wort: Sein Buch “Everything is Miscellaneous”, ist in deutscher Übersetzung erhältlich “Das Ende der Schublade: Die Macht der neuen digitalen Unordnung“, und für das Buch “Enterprise 2.0 – Die Kunst loszulassen” hat er einen Beitrag “Kontrolle als Risiko” geschrieben, der hier als Leseprobe heruntergeladen werden kann. Er plädiert darin für grösseren Kontrollverzicht in Unternehmen. Manager, die zum Thema “2.0″ clueless sind (siehe Postscriptum), können auf wenigen Seiten lesen, was mit “Loslassen” von Kunden und Mitarbeitern in den Bereichen “Märkte”, “Management” und “Zeit” gemeint ist. Und wer auf Kontrollverzicht lieber verzichtet, lese den Abschnitt mit den fünf Risiken, die damit verbunden sind. Der Titel des Beitrags wird übrigens nicht so heiss verfochten wie er sich liest; Weinberger schreibt auch “Enterprises sind nicht das Web” (S. 92) und schliesst seinen Beitrag mit “Enterprise 2.0 ist nicht ausser Kontrolle” (S. 98).
Als Redner kann man ihn bei authors@google (Juni 2007) erleben. In dem an veranschaulichenden Analogien und Beispielen reichen, dadurch aber auch länglichen 1-stündigen Vortrag, kann man verinnerlichen, dass die Zeit der Hierarchien spätestens seit “Web 2.0″ vorbei ist, mindestens was das Kategorisieren von Daten und Informationen angeht. Um Min. 29:30 herum veranschaulicht Weinberger sehr gelungen die Aussage: “Everything is Metadata” und erklärt:”Metadata is what you know” (Anm.: z.B. die Suchbegriffe), “Data is what you are looking for”.

Aber zurück zum Thema Kontrolle in Unternehmen. Es hat mich noch interessiert, was die Cluetrain-Thesen darüber schon 1999 gesagt haben. In der deutschen Übersetzung kommt “Kontrolle” in vier der 95 Thesen vor: 47, 5, 54 und 55. Sinngemäss sagen die letzten beiden, dass “… überflüssige Ausformungen von Kommando und Kontrolle …” Gift für die Geschäftspolitik sind. Inzwischen haben wir ja glücklicherweise ein Gegengift, und es wird fleissig auf dem Gebiet experimentiert und geforscht.

PS: Warum heissen die Thesen eigentlich Cluetrain? Ich wollte diese Frage schon Twittern, bin dann aber auf Anhieb durch eine eigene Suche fündig geworden. Im Artikel von Jürgen Rutenberg in: Die Zeit aus dem Jahr 2000 heisst es: “Den Manifest-Autoren erschienen die Konzerne in Bezug auf das Internet clueless, ahnungslos. Sie wollten ihnen ein paar clues, Ahnungen, Tipps, Hinweise darreichen, und weil sie so komplett clueless sind, am besten gleich einen ganzen Zug voll davon, ergo Cluetrain.”

A Cure for Writer’s Blog … ?

Writer’s Block… oder heisst es „The cure for writers‘ block“. Ja! – die hier im Foto abgebildete Flasche entdeckte ich im Küchenschrank meiner Sabbatical-Bleibe. Von der Seite war auf dem Etikett zu lesen: „writers‘ blo…„, und schon hielt ich sie in der Hand und habe sie auch aufgemacht. Ist da wohl ein Geist aus der Flasche entwichen . . . ? Sollte man dem Hersteller eine Idee für eine Produktvariante unterbreiten: magnetic blogetry 2.0?

Mobile Devices – Der Lerner am Steuer von GOCar

Bei einem Streifzug durch die Nebengassen von Barcelona bin ich gestern hier bei GOCar stehengeblieben und eingestiegen.

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Die Geschäftigkeit in der Nacht und ein an der Tür angeschlagener Blogpost machten neugierig: Hier spürte man förmlich die Umtriebigkeit eines IT-Start-up, eines Garagenunternehmens im wahrsten Sinne des Wortes. Hier auf dem Foto handelt es sich um ein GPS-guided Mobile Storytelling Device.

Die innovativen GOCars sind zwar keine Web-2.0-Anwendung, trotzdem ist meine Wahrnehmung unter dem Suchfilter „2.0“ bzw. „Business 2.0“ aufmerksam geworden. Warum? Vielleicht weil das traditionelle Verständnis, was „Mobile Learning“ ist, auf den Kopf gestellt wird. Hier trägt man das Device nicht wie bei einem Handy mit sich herum, um den Content immer und überall verfügbar zu haben, sondern umgekehrt, das mobile Device fährt einem im Lernkontext herum und den Content mit dazu. Das animiert zum Mitmachen.
Der Franchisenehmer für Europa, Damien Harris, hat mir ein wenig erzählt und mich zur Probefahrt aufgefordert. Meinen ErFAHRungsbericht aus dem Blickwinkel von innovativen Lernlösungen werde ich im Blog „Learning Waves“ schreiben. Ich spüre schon eine freudige Erwartung, dass diese körperliche Erfahrung inspiriert, wie dieses Prinzip in die Anwendungswelt „Mobile Web 2.0 in Unternehmen“ übersetzt werden kann. Haben Sie schon solche Inspirationen zu „Mobile Business 2.0 / Mobile Enterprise 2.0“ – ich bin neugierig darauf!

PS: Und noch eine Randbemerkung, wenn dieser Blog ein Wiki wäre, würde bestimmt geschwind jemand beim Foto die Reflexionen des Blitzlichts auf den Brillengläsern wegretouchieren; ich kann es halt nicht auf die Schnelle. (Update: Nach weniger als sechs Stunden war das doppelt verbesserte Foto per Mail eingetroffen – und ist jetzt ausgetauscht.)

MindMeister im Businesseinsatz: Selbsterfahrungswert „Zwei Null-Halbe“

Die hier verlinkte MindMeister-MindmapWeb 2.0 im Unternehmen“ ist Basis für diesen Erfahrungsbericht zu

MindMeister Logo

Das webbasierte Mindmapping-Tool MindMeister, das kollaboratives Arbeiten unterstützt, haben wir nicht im privaten, sondern im betrieblichen Anwendungskontext eingesetzt, und zwar im Echtbetrieb – d.h. nicht im Labortest.

Durch das „kleine Jubellied„, das netzwertig.com kürzlich auf MindMeister angestimmt hat, bin ich darauf aufmerksam geworden, dass meine Gruppe ein Mindmapping-Tool in ihrer Information-Worker Toolbox hat, das einen Rang-1-Platz belegt: Von den in der MoMB-Rangliste aufgeführten Websites aus Deutschland hat es die meisten Bookmarks in del.icio.us. Dass wir es in der Werkzeugkiste von uns Wissensarbeitern haben, verdanke ich – ebenso wie die folgenden Erfahrungen – einer meiner Mitarbeiterinnen, die mit einem 2.0-Trend-Scout-Gen gesegnet ist (muchas gracias, STH!).

Es ist bestimmt interessant einmal zu sehen, was der (all)gemeine Businessanwender so anstellt, mit den Möglichkeiten eines solch vielseitigen Tools. Bei uns, die schon jahrelang mit Mindjet MindManager arbeiten, gäbe es für dieses kollaborative Online-Mindmapping weit mehr Einsätze, wenn es noch stärker vom 2.0-Geist durchdrungen wäre. Deshalb heisst es in der Überschrift, unser gefühlter 2.x-Wert beträgt: „Zwei Null-Halbe“ (Verzeihung, alle Mathematiker). Ich gebe gekürzt, aber unverfälscht weiter, was ich dazu von meiner Mitarbeiterin erfahren habe; Sie können aber auch gern gleich zum Fazit ganz unten, unserer Wunschvorstellung, gehen.

  • Ein Tool wie MindMeister kann man gut zum ad-hoc Brainstorming mit entfernten Mitdenkern gebrauchen. Es ist allerdings hinderlich, dass jeder der mitmachen will, erst einmal einen Account anlegen muss (kostenfrei ja, aber das ist trotzdem eine Barriere).
  • In unserem Learning Center Seminar war das zwar kein Problem, denn drei Mitarbeiter haben während des Tages die Mindmap gefüllt, um eine Zusammenfassung von den Inhalten der Veranstaltungsteile zu erstellen. Das hat problemlos funktioniert, auch gleichzeitig. Die Chatfunktion über das integrierte Skype kam auch zu kreativer Nutzung: Jemand im Team hatte Skype nicht aktiviert, und so gab es Zwischenversionen der Mindmap, deren Zweige Chat-Nachrichten waren, denn man sieht sofort, wenn und wer etwas in der Map ändert. Das ist ja schnell wieder „kollaborativ“ gelöscht, und in der „History“ kann man ohne weiteres auf frühere Versionen zurücksetzen.
  • Die Bedienung ist recht intuitiv, allerdings sind Mindjet-Mindmanager-Gewöhnte bereits etwas verwöhnt. Gleiches gilt für die Formatierungsmöglichkeiten.
  • Der Export klappte prima, der Import ist nur für eine ganze Map wirklich funktional. Wir hatten die Situation, dass ein Raum ohne Netzverbindung war, so dass die offline erstellte Teilmap zu diesem Veranstaltungsteil nur mit viel Editieraufwand zum anderen Teil hinzugefügt werden konnte.
  • Und schliesslich – als Klammer-Zu-Bemerkung – nochmals der Wunsch, dass es einmal ein MindMeister im Wiki-Stil geben möge, d.h. mit für alle offenem Bearbeitungsrecht; bei MindMeister muss jeder Mitmacher explizit per „add“ eingeladen werden.

Oder in anderen Worten: Stellen Sie sich vor: Sie schreiben Ihre Brainstorming-Frage … in die Skype Mood-Message oder in Twitter und staunen, wer gerade alles Zeit und Lust hat, Sie mit guten Ideen zu bestürmen.